Küstensysteme - Analyse und Modellierung

Foto: HZG/ Nikolaus Groll
Küstenklima und regionale Meeresspiegelveränderungen
Umweltbedingungen wie Stürme, Sturmfluten oder extremer Seegang beeinflussen das Leben und Arbeiten an der Küste. Unter Küstenklima verstehen wir die Statistik solcher Ereignisse.
Die Wissenschaftler der Abteilung Küstenklima untersuchen, wie sich das Küstenklima langfristig ändert. Mit Hilfe komplexer Modellsysteme werden dabei sowohl vergangene Zustände rekonstruiert, als auch Szenarien für die Zukunft erstellt. Ziel der Arbeiten ist ein besseres Verständnis der klimatischen Prozesse und Veränderungen im Küstensystem. Mit diesem Wissen unterstützen die Wissenschaftler Akteure aus Wirtschaft, Verwaltung und Öffentlichkeit bei der Entscheidungsfindung.
Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt derzeit Bereich der Nord- und Ostsee, wobei zunehmend auch andere Regionen zum Beispiel in Südostasien betrachtet werden. Ein zentrales Produkt ist unser Datensatz coastDat, der zurzeit von mehr als 100 Anwendern genutzt wird.
coastDat
Der coastDat Ansatz wurde entwickelt, um eine verbesserte Datenlage zur Bewertung langfristiger Veränderungen in den marinen Umweltbedingungen zu schaffen. Der Ansatz basiert auf der Verwendung quasi-realistischer numerischer Modelle der marinen Atmosphäre, der Wellen auf der Meeresoberfläche oder von Sturmfluten, die unter Verwendung spezieller Techniken und vorhandener Daten das marine Klima rekonstruieren und eine stündliche Beschreibung der Veränderungen seit etwa 1948/1958 bis heute liefern. Zusätzlich sind Szenarien möglicher zukünftiger Änderungen in Folge des Klimawandels verfügbar, die die Rekonstruktionen in konsistenter Weise ergänzen. Der coastDat Ansatz wurde seit mittlerweile mehr als 15 Jahren entwickelt und erfolgreich angewandt, um zum Beispiel die Effizienz politischer Maßnahmen zur Reduktion chronischer Ölverschmutzungen oder Veränderungen im Sturmflutklima zu bewerten. Im industriellen Bereich wurde coastDat unter anderem im Schiffbau oder bei der Planung von Offshore Windparks verwendet. Zurzeit wird coastDat von etwa 100 verschiedenen Nutzern genutzt, wobei etwa 42% aus dem industriellen Bereich, 44% aus der Forschung und 14% aus Behörden stammen.
Sturmmonitor
Der Sturmmonitor informiert über das Sturmklima der Gegenwart und Vergangenheit in verschiedenen Regionen Deutschlands. Dafür werten wir tagesaktuell Messwerte des Deutschen Wetterdienstes aus und vergleichen sie mit den von uns erstellten langfristigen Statistiken. So können wir beurteilen, ob aktuelle Sturmereignisse oder die aktuelle Sturmsaison ungewöhnlich stark im Vergleich zu früher sind.
Weitere Information auf dem Sturmflutmonitor
Sturmflutmonitor
Mit dem Sturmflut Monitor möchten die Wissenschaftler des Instituts für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum Geesthacht über die Veränderung des Sturmflutgeschehens an unseren Küsten informieren.

Grafik: HZG/ Xin Liu
Dazu zeigen wir, wie sich das Sturmflutgeschehen in letzten Jahrzehnten entwickelt hat und ob aktuelle Ereignisse oder der Verlauf der jetzigen Sturmflutsaison ungewöhnlich im Vergleich zu früher sind. Dazu werten wir die von den zuständigen Behörden erhobenen und tagesaktuell auf PEGELONLINE bereitgestellten Pegelmessungen aus und setzen die Daten in Bezug zu am Helmholtz-Zentrum Geesthacht erstellten langfristigen Statistiken.
Sturmflut Monitor
Sturmflut 1906
Rekonstruktion einer historischen Sturmflut im März 1906, die sich bis heute auf den Küstenschutz auswirkt

Grafik: DKRZ/ Michael Böttinger
In der Nacht vom 12. auf den 13. März 1906 kam es entlang der deutschen Nordseeküste zu einer sehr schweren Sturmflut. Diese verursachte an den damaligen Küstenschutzbauten zum Teil schwere Schäden und führte zu weitreichenden Überflutungen von niedrig gelegenen Gebieten (Möller, 1906 und Bebber,1906). Noch heute wird der Wasserstand dieser Sturmflut in Niedersachsen für Teilgebiete der ostfriesischen Küste als Bemessungsgrundlage für den Küstenschutz verwendet. Die damals gemessenen Wasserstände sind für die Pegel Borkum und Emden nach wie vor die höchsten, die dort jemals aufgezeichnet wurden. Diese Untersuchung wurde zusammen mit dem Deutschen Wetterdienst Hamburg und dem Deutschen Klimarechenzentrum gemacht.
Weitere Informationen und eine Animation der Sturmflut von 1906